WeinlandPfalz 2024

Was für eine Reise, was für Entdeckungen: Weine, Winzer, Beizen, Dörfer und Städte, Landschaften und Menschen.

Angefangen hat das Ganze in Deidesheim, zusammen mit Forst das Epizentrum der mittelpfälzischen Reben-Kultur. Hier beansprucht der Riesling den ersten Platz für sich. Sortenrein auf den unterschiedlichsten Bodenformationen kultiviert und in verschiedenen Altersständen, ergeben sich eine Vielfalt von Geschmacksrichtungen. Die dem Riesling eigene und prominente Säure wird vielerorts mittels einem für unseren Geschmack etwas höheren Restzuckergehalt begegnet, das portiert den Geschmack und macht den Wein süffiger. Wie heisst es doch so schön in der Pfalz: Jo der Pfälzer Wöi, läuft so schön in de Hals nöi.

Bei Jul. Ferd. Kimich verkosten wir unter Führung eines witzigen Kimich jr. gut 10 Weine, was für einen Tages-Verkostungs-Einstieg um 11h bereits anspruchsvoll ist. Darunter hat es aber nicht nur Riesling-Lagen, sondern auch Weiss- und Grauburgunder, und wir finden uns im lokalen Schaffen schnell zurecht und wohl.

Im Deidesheimer Hof, sattsam bekannt als Helmut Kohls Stammbeiz mit Kantinenauftrag für die Gesellschafts- und internationale Politprominenz der glorreichen 80er Jahre, als der bundespolitische Zirkus noch in Bonn gastierte, kommt man nicht um den berühmten Saumagen herum.

Wir verschieben uns in Richtung Meisenheim, eine der ältesten, aber sicherlich kleinsten Städte der Kurpfalz. Der Weg führt uns auf der A61 Richtung Norden entlang ausgedehnten Reblagen, durchsetzt von Wäldern von flügelbewerten Totempfählen, die rotierend die Energiewende zelebrieren und die Umwelt nachhaltig verunstalten.

Im Meisenheimer-Hof schlagen wir unser Basislager auf. Hier werden wir auch in das lokale Küchenschaffen mittels Maibock-Kochkurs eingeführt, eine lustige und lehrreiche, und vor allem, eine köstliche Erfahrung begleitet von einigen Tropfen der betriebseigenen Rebenvielfalt.

Der erste Ausflug führt uns über den Hundsrück ins Moseltal nach Bern-Kastel zum Weingut Dr. Loosen, eine sehr renommierte Etikette, die gut 80 Hektaren bewirtschaftet – also rund 500'000 Flaschen, wovon nur 10% für den lokalen Markt bestimmt sind. Die Riesling-Weine werden konstant mit 7-8 gr/Liter Restzucker gekeltert und sind lange haltbar.

Tags darauf in Rheinhessen bei Dr. Simone Adams lernen wir eine ganz andere Philosophie kennen. Sie keltert ihre Weine knochentrocken, die Weissen bei maximal 3 gr/Liter Restzucker und die Roten komplett durchvergoren. Da ist kein Gramm «Fett», nur Eleganz und Struktur bei allen Burgunder Trauben; Chardonnay, Weiss- und Grauburgunder, letzterer ehrlicherweise in zartem Orange-Rosa gekleidet und leicht den Gaumen schmeichelnd. Die Roten ein Erlebnis der Sonder-Klasse und alles biodynamisch mit Spontangärung, mit Rispen auf der Schale, ungefiltert mit klassischer Hefeschönung, aber keine sogenannten Natur- oder Orange-Weine, sondern fehlerfrei auf höchstem Niveau. Ingelheim ist denn auch das wohl älteste Burgunder-Anbaugebiet der Pfalz, wenn nicht sogar Deutschlands – schon vor zig hundert Jahren haben die gallischen Herzöge und Könige Traubenstöcke aus dem Burgund hier heimisch gemacht.

Kulinarisch bietet die Pfalz von deftig bis elegant vieles, immer auch mit viel Wurst-Varianten. Wir beehren nebst dem eingangs erwähnten Deidesheimer Hof, die Küche Markus Pappe’s Meisenheimer Hof und die an der Nahe gelegene Herrmannshohle. Ersterer vermag voll zu überzeugen, während Letzterer leider eher enttäuscht.

Zu guter Letzt der Abschied in Doblers *-Restaurant in Mannheim. So geht perfekte Küche und Service – alles in Einklang, ein würdiger Abschluss für eine äusserst gelungene Wein- und GenussReise mit guten Freunden.

Wiederkehren:       Hoffentlich im 2025, in der Franciacorta und dem Oltrepo Pavese