Der Wert der Michelin-Sterne

Ein Stern: "Eine sehr gute Küche: verdient Beachtung" - Zwei Sterne: "Eine hervorragende Küche: verdient einen Umweg" - Drei Sterne: Eine der besten Küchen - ist eine Reise wert.  – also sehr relativ, je nachdem wo man sich gerade befindet.

Unterwegs in Italien, wo man generell in 90% der Beizen (die restlichen 10% addieren sich aus Schindludereien, Kebabs und Burger-Buden), egal welcher Gegend und kulinarischer Ausrichtung fast garantiert gut bis hervorragend isst, bedeutet ein Stern schon sehr viel. 2 und 3 Sterne sind entsprechend und toppen Gutes, frei nach dem Motto: das Bessere ist der Feind des Guten.

Auch in Italien gilt jedoch, je zentrumsnäher desto teurer – nicht so in der Schweiz, da ist es immer (zu)teuer. Vergleicht man das nun mit Deutschland stellt man fest, dass Michelin Sterne sich auch hierzulande in diesem Diskurs befinden. Das noch immer, trotz Fernsehköchen wie Rossini, Raue, Herrmann und wie die Hauben&Löffel-Fuzzis und -Matadoren alle heissen, moderateren Niveaus der Deutschen Küche spiegelt sich auch in den Michelin-Bewertungen.

Ein Stern in Deutschland ist keineswegs vergleichbar mit einem Stern in Italien, weder in der Küche noch im Saal. Allein im Preis-Vergleich zu Schweizer-Sternen haben die Deutschen gleichgezogen, bei der Leistung hinken sie allerdings beträchtlich. Das ist vielleicht auch der Grund, wieso Michelin die Schweiz redaktionell jetzt aus Deutschland heraus an der langen Leine führt, resp. das Feld kampflos Ringiers GaultMillau überlassen hat. Und gelegentlich fragt man sich, sind Sterne käuflich?

Dies haben wir in vielen Vergleichen und Besuchen deutscher Michelin-Adressen bemerkt, wobei die Ausnahmen auch hier die Regel bestätigen. So zum Beispiel, der Hirschen in Sulzbach, eine Einkehr bei Duce Steiner ist ein Highlight, oder die Auberge St-Laurent in Sierentz – die bestehen auch im Vergleich zu Schweizer- und Italo-Sternen.

Je mehr man jedoch in die Deutsche Mitte vorstösst, kann es schnell mal passieren, dass ein Restaurant mit einer deutschen 1* Michelin-Bewertung im Vergleich grad mal mit schweizerischen 14 GaultMillau Punkten mithalten kann – leider bei gleichem Preis.

Umso erstaunlicher (oder eben nicht…) ist es, dass in Deutschland eine richtige Sternflation ausgebrochen ist. TV-Shows und wie Pilze aufpoppende Feinkost-Abteilungen und DryAged Angebote bei ReWe, Edeka, gar bei Aldi und Lidl, uvam. – unterfüttern das Ganze.

Nun, wichtig ist es, dies zu wissen. Damit erspart man sich Enttäuschungen, weite Reisen und nicht so ganz erfreuliche Preisleistungs-Erlebnisse – dafür stets mit Wine-Pairing dargereicht von all den Sommeliers, die, kaum den Windeln entwachsen, uns gestandenen Tischtrinkern die Weinwelt erklären und sensorisch den Geschmacksweg weisen.

En guete.