Gnüssed’Sie’s! - Händ Sie’s chöne gnüüsse?

– diese gastroverbale Unart höre ich allenthalben. Sie nervt ungemein. Erstens will ich keine Aufforderung zum Genuss – den setze ich bei der Bestellung eines insbesondere hierzulande häufig schon preislich höchsten Genusses voraussetzenden Getränks oder Essens voraus, und zweitens genügt mir vollkommen ein in heimischen Duktus «Prost» oder «Enguete» begleiteter Service. Eine weitere Unart ist, die Gäste mit «was möchtet ehr gern» – oder – «was dörf ich euch bringe» oder so ähnlich. Hey, wir sind doch nicht per Du und ich will auch keine schleichende Anbiederung: Es heisst: «was hättet Sie gern» oder «was dörf ich Ihne bringe», denn wir sind hier nicht in Bern wo «Euch» als gängige höfliche Ansprache des Gegenübers rein dialektisch begründet gilt. Hier aber nicht, hier heisst es «Sie». So viel Anstand muss sein.

Gnüssed’Sie’s entspricht wohl dem amerikanischen «Enjoy», das unausweichlich bei jedem Servicegang mitgeliefert wird – eine Aufforderung zum Genuss? Keineswegs, das heisst einfach: Prost oder enGuete! Aber weil wir dann doch noch nicht soweit sind «enjoy» in unseren eh schon stark anglisierten Sprachschatz aufzunehmen, muss dieser zumindest übersetzt übernommen werden – wenngleich verfälscht und falsch verstanden – eben, gnüssed’Sie’s – oder gnüsseds. Obwohl, mancherorts wäre ein «hoffentlich chönd sie’s gnüsse» wohl ehrlicher wäre.

Noch schlimmer dann der Schlusswunsch beim Abräumen – «händs Sie’s chöne gnüsse» - gefühlt erfunden von einer ehemals grenznahen, oft in Dirndl gekleideten Überwirtin. Allein dieser Spruch impliziert ja, dass die Küche nicht über alle Zweifel erhaben ist. Dabei genügt doch die einfache – wenngleich vielleicht auch der Einfachheit geschuldete gefährliche Frage: «isch es guet gsi?» folgerichtig nach einem anfänglichen «enguete» - oder?

Aber eben; man will es so einzigartig wie nur möglich rüberbringen – der USP, dass Alleinstellungsmerkmal im Gastroservice – lernt man neuerdings wohl zwingend und ist Bestandteil der Servicefach-Ausbildung mit EFZ. Die Küche hat das ja längst schon für sich entdeckt, das Alleinstellungsmerkmal: der Crunch, das Chips, die auf den Teller hingeschlargte Emulsion – allzu oft diese scheussliche Balsamico-Creme aus dem Plastikflaschenspender – egal obs passt oder nicht, aber USP muss schon sein.

Zugegeben, mit steigenden Punkten wird’s zumindest küchentechnisch sensorisch erträglicher, nicht zwingend im Service – da hält sich das penetrant hoffungsvolle «gnüssed’Sies!