ÜBERLASTUNG

alles ist überlastet; das Gesundheitssystem, der Strassenverkehr, der Flugverkehr, die Stromnetze, die Menschen, das Internet, die SBB, die Politik, die Gesellschaft, das Klima, das Budget, der Planet.

So gesehen, ist ÜBERLASTUNG der ideale Kandidat für das Wort des Jahres, also für wohl viele kommende Jahre.

Die ganzen Überlastungen müssten dringend adressiert werden. Von der Politik, den sogenannten Volksvertretern, von der Regierung – also dem Bundesrat (na dann gute Nacht), von der Wirtschaft, aber nur wenn es Gewinn verspricht, von jedem Einzelnen. Was tut man, wenn man überlastet ist? Man versucht sich zu entlasten, weicht der Last aus, überträgt sie jemand anderem, reduziert die ÜBERLAST auf mehrere tragbaren Lasten – oder lässt es grad ganz bleiben, man verzichtet.

Doch Verzicht ist bekanntlich das Unwort schon so vieler Jahre, dabei gab es eine Zeit, vor etwa 80 Jahren, da hat die Verzicht-Wirtschaft in England massgeblich zum Sieg über Hitler-Deutschland beigetragen, weil auf Unnötiges verzichtet wurde und die damit freiwerdende Kapazität auf das Wesentliche verwendet wurde.

Würden wir also bspw. auf Fernreisen verzichten, würden fluglärmüberlastete Menschen auf einen Schlag massiv entlastet und die Fluglärmfolgeerkrankungen sänken und würden das Gesundheitssystem entlasten – ganz nebenbei würden Millionen Tonnen CO2 vermieden – geil! Aber eben, verzichten, und dann noch bei der Mobilität, das geht gar nicht, ist sie doch mittlerweile zum Menschenrecht der westlichen Welt mutiert. Und so gibt es auch keinen Verzicht auf den intensiven Autoeinsatz, und wir stehen immer wie mehr Lebenszeit im Stau, wo immer wir unterwegs sind, denn die blechgewordene Verzichtsverweigerung überlastet die Infrastruktur und die Ausgabenbremse verlangsamt deren zeitnahen Unterhalt – und so stocken wir europaweit, immerwährend durch Baustellen, die nie enden, jederzeit und überall. Aber verzichten, nein, das dann doch nicht, noch ist der Leidensdruck zu gering.

ÖV sei die Lösung tönt es schon immer von grüner Seite – doch die Züge sind überlastet, will heissen übervoll, unangenehm, einengend, stickig und laut. Bei regionalen Kurzstrecken mag das ja noch gehen – aber weiter, da steh ich lieber im Stau, klimatisiert, nuckele etwas gekühltes Wasser, und mit meiner Playlist. Alles was recht ist.

Das Klima sei übrigens gar nicht überlastet, sagen die ewig gestrigen Konservativen – konservativ heisst bewahrend und so bewahren diese Leute die Vorklimawendezeit, folglich ist das Klima nicht überlastet, sondern lediglich ein Hype von links-grün und der rechthaberischen Wissenschaft, die trotz immer grösseren Rechnern noch nicht einmal in der Lage ist das Wetter von heute genau zu prognostizieren, dafür abertausende von Serafe-Geld für immer wie blödere Meteo-Spot ausgibt.
Derweil werden ganze Talschaften geflutet, Idylle mit einem Wimpernschlag gespült, Existenzen vernichtet – mal hier mal dort, dafür aber sicher. Von Hochwasserschutz wird viel geredet, aber eben die Ausgabenbremse, der rechten liebstes Kind, verhindert oft Investitionen. So geht Verzicht von rechts – Überlastung der Bundesfinanzen, das geht ja gar nicht, vor allem nicht für die reichste Volkswirtschaft, unmöglich!

Aber eben, auch die Politik ist überlastet – oder verwechseln wir das hier mit überfordert? Denn 4 x 3 Wochen Sessionen sind ja auch nicht soo anstrengend, also kann nicht von Überlastung ausgegangen werden – folglich muss es die Überforderung sein; jedoch, sachliche Inkompetenz gepaart mit ideologischem Partei-Narrativ kann schon zu Überlastung führen; armi sieche. Verzicht wäre auch hier die Lösung – beiseitetreten und Kompetenz vortreten lassen.

Dieses Thema überlastet dann die Gesellschaft – sie ist verdrossen und überlastet mit den links-rechten Narrativen, den ewigen Lobby-Mantras, der Sozi-Rechthaberei und grünen Zwängelerei, und der Ultrarechten poltrigen Schuldzuweisung, der ewigen Laviererei und Unverbindlichkeit der politisch agnostischen Meinungs-Kastraten.

Die Gesellschaft ist überlastet, sie lechzt nach Entlastung und verzichtet immer wie mehr auf Politik. Aber nicht auf Fernreisen.

Und nun also auch noch das Bundes-Budget, es sei überlastet sagt KKS, man müsse kürzen, also verzichten. Nur, gerade hier zu verzichten, heisst den Teufel mit dem Beelzebub austreiben: https://www.republik.ch/2024/07/19/der-verteilkampf-hinter-keller-sutters-sparplan

Nun, da wir fast alle Überlasteten gebührend gewürdigt haben, ist es Zeit für etwas Verzicht – Gedanken-Verzicht ist erholsam in dieser gedankenlosen Welt.

PS:         Den Verzicht nur immer von den Anderen einzufordern ist zu kurz gegriffen

PPS:       Aber auf gutes Essen und Wein verzichten, das ginge dann gar nicht

PPPS:     Auf vegane Wurst hingegen verzichte ich freiwillig.